mittwoch, 19. april 2017, 18.00 h
goyas auseinandersetzung mit folter und todesstrafe
prof. dr. helmut c. jacobs (universität duisburg-essen)
musik: helmut c. jacobs (akkordeon)
fotos der veranstaltung:
1764 erschien in livorno ein büchlein des jungen, gerade siebenundzwanzigjährigen mailänders cesare beccaria (1738-1794) unter dem titel dei delitti e delle pene (über verbrechen und strafen), in dem er die abschaffung von folter und todesstrafe verlangt. der text hatte im vorrevolutionären europa eine fulminante wirkung, die eigentlich sogar bis heute anhält. das thema folter und todesstrafe hat nichts von seiner aktualität verloren, angesichts der tatsache, dass sie in vielen ländern immer noch praktiziert werden, auch in demokratischen staaten, die sich grundsätzlich auf die humanitären grundwerte der europäischen aufklärung berufen, und selbst in dort, wo folter und todesstrafe offiziell abgeschafft sind, von höchster stelle deren offizielle wiedereinführung propagiert wird. dennoch spielt leider die kulturhistorische dimension in der diskussion über folter und todesstrafe momentan kaum noch eine rolle, obwohl sie erst das schmerzvolle und kontroverse ringen um deren abschaffung in europa zeigt und deutlich macht, warum folter und todesstrafe europäischen werten und dem europäischen menschenbild diametral entgegen stehen.
vor diesem hintergrund ist die auseinandersetzung des spanischen malers francisco de goya (1746-1824) mit folter und todesstrafe in seiner druckgraphik (caprichos und desastres de la guerra) und seinen privaten zeichenalben höchst aktuell und dürfte die aktuelle diskussion ohne zweifel um eine künstlerische und kulturhistorische tiefendimension substantiell erweitern. in spanien setzte goya sich als einer der ersten für die abschaffung von folter und todesstrafe ein, denn darstellungen gemarterter körper von delinquenten gehörten schon seit ende der siebziger jahre des 18. jahrhunderts zu seinem themenrepertoire.
der vortrag wird musikalisch bereichert durch fandangos, boleros und sonatas aus der epoche goyas, die live auf dem akkordeon gespielt werden.